Sucht ist mehr als ein Verhalten – sie ist ein Versuch, inneren Schmerz zu lindern.
Oft geht es darum, das Nervensystem zu beruhigen, Gefühle zu betäuben oder eine innere Leere zu füllen. Süchte können sich sehr unterschiedlich zeigen:

  • stoffgebunden: Alkohol, Drogen, Medikamente, Essen
  • prozessgebunden: Arbeit, Beziehungen, Sexualität, Co-Abhängigkeit, Perfektionismus, Konsum, Internet und digitale Medien

Mein Schwerpunkt liegt auf den prozessgebundenen Süchten, die im Alltag oft übersehen werden. Arbeits- oder Beziehungssucht, aber auch Internetsucht können das Leben ebenso stark bestimmen wie stoffgebundene Süchte – und bleiben doch oft verborgen. Internetsucht zeigt sich zum Beispiel darin, stundenlang im Netz zu surfen, ständig Nachrichten oder Social Media zu checken oder sich aus realen Beziehungen zurückzuziehen.

Sucht und Trauma gehören zusammen.
Viele süchtige Muster sind Versuche, die Folgen von Schock- oder Entwicklungstraumata zu sedieren. Wer unter innerer Unruhe, Ängsten oder Überforderung leidet, greift oft unbewusst zu Strategien, die kurzfristig entlasten – langfristig jedoch in Abhängigkeit führen.

Sucht betrifft nie nur eine Person.
Man spricht deshalb auch von einer Familienkrankheit. Studien zeigen: Eine alkoholabhängige Person beeinflusst im Schnitt mindestens zehn Menschen in ihrem direkten Umfeld. Partnerinnen, Kinder, Freundeskreise und auch Kolleginnen tragen die Folgen mit. In Organisationen oder Firmen breiten sich die Auswirkungen oft über ganze Teams aus.
Hinzu kommt, dass Sucht epigenetisch vererbt werden kann: Belastungen und Muster wirken über Generationen hinweg weiter. Deshalb ist die Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie sowie die Arbeit mit Familiendynamiken ein so wichtiger Teil meines Ansatzes.

Auch meine eigene Geschichte ist mit diesem Thema verbunden: Erfahrungen mit Co-Abhängigkeit, Beziehungs- und Arbeitssucht haben meinen Blick auf Bindungen und süchtige Muster geprägt – und sie helfen mir bis heute, die Dynamiken meiner Klient*innen von innen zu verstehen.
Ein Leitsatz, den ich dabei oft nutze, heißt:
„Wenn ich es kann, kannst du es auch.“
Er steht für die Zuversicht, dass Veränderung möglich ist – Schritt für Schritt, in der eigenen Zeit und auf dem eigenen Weg.

Wichtig zu wissen: Im derzeit gültigen Diagnosemanual ICD-10 sind prozessgebundene Süchte noch gar nicht als eigene Kategorie erfasst. Erst im neuen ICD-11, das in den nächsten Jahren eingeführt wird, werden sie berücksichtigt. Bis diese Veränderungen in allen Praxen und Kliniken umgesetzt sind, wird es aber noch dauern. Umso wichtiger ist es, schon jetzt die Realität vieler Betroffener ernst zu nehmen.

In meiner Arbeit verbinde ich:

  • die Erfahrung aus über 30 Jahren mit 12-Schritte-Programmen (AA, NA, SLAA, CoDA, EA, WA),
  • meine Ausbildung als Suchttherapeutin,
  • die Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie,
  • sowie die körperorientierte Traumatherapie (Somatic Experiencing, EmotionAid).

So entsteht ein integrativer Ansatz, der sowohl die tieferen Ursachen (Trauma, Bindungsmuster, Beziehungserfahrungen) als auch die konkreten Verhaltensweisen berücksichtigt.

In der Begleitung geht es nicht um schnelle Lösungen oder reine Abstinenzforderungen. Es geht darum, die süchtigen Muster zu verstehen, neue Wege der Selbstregulation zu finden und Schritt für Schritt ein Leben mit mehr Freiheit, Lebendigkeit und Verbundenheit zu gestalten.